Zur Zeit der Römer war, wie man in alten Quellen nachlesen kann, fast das ganze deutsche Gebiet von Wald bedeckt. Es waren fast ausschließlich Laubwälder. Auch heute noch würden die Laubhölzer, wie Forstleute ausgerechnet haben, etwa 95 Prozent aller Bäume in unseren Wäldern ausmachen, ließe man diese Wälder wachsen, wie sie wollen.
Dass es anders aussieht, hat mit den Eingriffen des Menschen zu tun: Nadelhölzer, besonders die Fichte, galten lange Zeit als weit wirtschaftlicher und daher sinnvoller. So gab man ihnen den Vorzug.
Würde man also die Natur walten lassen, hätten wir fast nur Laubwald. Und die Rotbuche wäre ganz sicher der meistverbreitete Baum in Mitteleuropa. Denn die Böden und unser Klima sagen diesem Baum ganz besonders zu. Außerdem neigt er dazu, andere Arten zu verdrängen - auch so selbstbewußte Burschen wie Stieleiche und Hainbuche. Die Rotbuche wächst rascher, erträgt Schatten und erreicht ein hohes Alter - das macht sie anderen Bäumen überlegen.
Aber, wie gesagt, der Mensch griff in. Und Tatsache ist, dass die Rotbuchen zwar immer noch fast ein Viertel aller deutschen Waldbäume stellen, aber nicht mehr.
Die Eiche, die als der sprichwörtliche deutsche Laubbaum gilt, ist längst nicht so stark vertreten. Immerhin: Eichen bestreiten etwa acht Prozent der deutschen Wälder. Und der Baum ist im Vormarsch, denn vor Jahrzehnten waren es nur sieben Prozent.
Hier und da gibt es noch reine Eichenwälder - doch sie sind selten. Und ohne Zugriff des Menschen halten sie sich so auch nicht. Denn derartige Eichenbestände sind so licht, dass andere Laubbäume ausreichend Platz finden, dazwischen emporzuwachsen: Zitterpappeln, Birken, vor allem die Hainbuchen.
Besonders häufig sind Wälder, in denen Eichen und Hainbuchen vorherrschen. Früher hat man diese Wälder sehr begünstigt, weil sie für die Rinder- und Schweinemast geeignet waren - die sogenannten Hutewälder. Das Rindvieh graste, fraß an Sträuchern und Unterholz herum. Und Schweine lieben Eicheln; sie werden drall und fett davon. So zog der Schweinehirt zur Eichelzeit regelmäßig in die Wälder. Diese Eichen-Hainbuchenwälder sind auch deshalb sehr hübsch, weil sie viel Sonnenlicht durchlassen, oft bis auf den Boden, so dass dort nun Gesträuch und viele Blumen wachsen können (nachdem die Rinder nicht mehr weiden).
Ganz prächtige Wälder aus Eichen und Rotbuchen finden Sie heute noch im Spessart, bei der Sababurg in der Nähe von Kassel oder im "Neuenburger Urwald". Manche muten wie weitläufige Parks an. Die großzügige Weiträumigkeit kam zustande, weil das Vieh abweidete, was dazwischen hochwuchs. Und weil es den Hirten auf die Bucheckern und Eicheln ankam, legten sie Wert auf mächtige, breitkronige Bäume, die viel abwerfen.
Ähnlich war es in den großen Wildparks der Adeligen, die häufig auch aus mächtigen Eichen und Rotbuchen bestehen. Hier hielt das Wild die Jungpflanzen niedrig und sorgte für einen lockeren Wald. Auch heute liebt man diese Waldgebiete. Nicht nur, weil sie schön sind, sondern auch, weil sie für einen großen Artenreichtum der Tiere Platz lassen.
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